1
Es is kein´ Ordnung mehr jetzt in die Stern´,
D´Kometen müßten sonst verboten wer´n;
Ein Komet reist ohne Unterlaß
Um am Firmament und hat kein´ Paß;
Und jetzt richt´t a so a Vagabund
Und die Welt bei Butz und Stingel z´grund;
Aber lass´n ma das, wie´s oben steht,
Auch unt´ sieht man, dass´s auf´n Ruin losgeht.
(In verändertem Tempo)
Abends traut man insG´wölb sich nicht hinein
Vor Glanz, denn sie richten s´ wie d´ Feentempel ein;
Der Zauberer Luxus schaut blendend hervur,
Die böse Fee Krida sperrt nacher ´s G´wölb´ zur.
Da wird einem halt angst und bang,
Die Welt steht auf kein´ Fall mehr lang.
2
Am Himmel is die Sonn´ jetzt voll Capriz,
Mitten in die Hundstag´ gibt s´ kein´ Hitz´;
Und der Mond geht auf so rot, auf Ehr´,
Nicht anderster, als wann er b´soffen wär´.
Die Millichstraßen, die verliert ihr´n Glanz,
Die Milliweiber ob´n verpantschen s´ ganz;
Aber lass´n ma das, herunt´ geht´s z´bunt,
Herunt´ schon sieht man´s klar, die Welt geht z´grund.
(In verändertem Temo.)
Welche hätt´ so ein´ g´scheckten Wickler einst mög´n,
A Harlekin is ja grad nur a Spitzbub dageg´n;
Im Sommer trag´n s´ Stiefel, á jour-Strümpf´ im Schnee,
Und statt Haub´n hab´n s´ gar Backenbärt´von tull anglais.
Da wird einem halt angst und bang,
Ich sag´: D´Welt steht auf kein´ Fall mehr lang.
3
Der Mondschein, da mög´n s´ einmal sag´n, was ´s woll´n,
Ich find´, er is auf einer Seiten g´schwoll´n,
Die Stern´ wer´n sich verkühl´n, ich sag´s voraus,
sie setzen sich zu stark der Nachtluft aus.
Der Sonn´ ihr G´schundheit ist jetzt a schon weg,
Durch´n Tubus sieht man´s klar, sie hat die Fleck´;
Aber lass´n ma das, was oben g´schieht,
Herunt´ schon sieht man, ´s tut´s in d´Länge nicht.
(In verändertem Tempo)
Sie hab´n Zeitungen jetzt, da das Pfennig-Magazin,
Da is um ein´ Pfennig all´s Mögliche drin;
Jetzt kommt g´wiß bald a Zeitschrift heraus, i parier´,
Da krieg´n d´Pränumeranten umsonst Kost und Quartier.
Da wird einem halt angst und bang,
Die Welt steht auf kein´ Fall mehr lang.
Die Fixstern´, sag´n s´, sein alleweil auf ein´ Fleck´,
´s is erlog´n, beim Tag sein s´ alle weg;
´s bringt jetzt der allerbeste Astronom
Kein´ saub´re Sonnenfinsternis mehr z´amm´.
Die Venus kriegt auch ganz ein´ andere G´stalt,
Wer kann davor, sie wird halt a schon alt;
Aber wenn auch ob´n schon alles kracht,
Herunt´ is was, was mir noch Hoffnung macht.
(In verändertem Tempo)
Wenn auch ´s meiste verkehrt wird, bald drent und bald drüb´n,
Ihre Güte ist stets unverändert geblieb´n;
Drum sag´ i, aus sein´ Gleis´ wird erst dann alles flieg´n,
Wenn Sie Ihre Nachsicht und Huld uns entzieh´n.
Da wurd´ ein´ erst recht angst und bang,
denn dann stund´ d´Welt g´wiß nicht mehr lang.
aus: Johann Nestroy: Der böse Geist Lumpazivagabundus, Reclam, 2005, Seite 61ff., 3.Akt, 8.Szene
Abgetippt ohne Erlaubnis
Seltene, modernere Version von Hörbiger (Text stimmt nicht mit dem oben überein!): http://www.youtube.com/watch?v=lxN9uBQ7L7k